Präambel des Stifters
Geldanlage
Wir entwickelten Kriterien für die Vergabe von Darlehen. Oberster Grundsatz war die Wirtschaftlichkeit der Projekte. Denn mit unserem Geld wollten wir die Projekte nicht unterstützen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, Zinsen an uns statt an eine Bank oder andere private Verwerter zu zahlen. Das bedeutete und bedeutet immer noch, dass wir im Falle der Nichterfüllung unserer Forderungen unser Recht geltend machen. Denn wir haben uns verpflichtet, das Vermögen der Stiftung zu wahren und nur die Erträge zu verteilen.
In den ersten Jahren gab es genügend Gruppen, die sich von uns Geld liehen bzw. für die wir ein Grundstück mit einer Immobilie kauften, um es ihnen dann in Erbpacht zu überlassen, was gleichzeitig auch bedeutete, es der Möglichkeit privater Aneignung zu entziehen. In der Regel bezahlten und bezahlen die meisten pünktlich und regelmäßig.
Geld in Sozial- oder Kulturprojekte zu investieren, hat sich als problematisch erwiesen. Es gibt Fälle, in denen die Projekte pleite gegangen sind, wir Verluste gemacht haben oder eine Zwangsversteigerung durchführen mussten. Dem ging oft ein sehr unangenehmer Prozess voraus – die Leute wollten und wollen nicht wahrhaben, dass unsere Stiftung ihr Anlagevermögen nicht verteilen kann und nicht verteilen will. In einem einzigen Fall gab es eine Mischung von Anlage und Förderung. Wir haben ein Haus gekauft und an eine Gruppe verpachtet, die dort weibliche Flüchtlinge unterbrachten (Villa Courage). Gleichzeitig wurde das Projekt aus den Mitteln der Arbeitsgruppen gefördert. Doch das hat leider nichts geholfen, das Projekt konnte sich nicht tragen, fand nicht genügend Unterstützung im Umfeld, das Haus musste verkauft werden.
Von den beiden Immobilien, die der Stifter eingebracht hat, besitzen wir noch das Kreuzberger Mietshaus, das wir nach und nach modernisiert haben. Die Villa in Zehlendorf war jahrelang an ein Projekt für drogenabhängige Jugendliche verpachtet, das aber ausziehen musste, weil der Senat die durch notwendige Instandhaltungen verteuerte Pacht nicht mehr übernahm. Das Haus wurde 2007 verkauft.
In den letzten Jahren sind kollektive Strukturen seltener geworden, es gab nicht mehr viele Projekte, die von uns Geld haben wollten. Daher waren wir gezwungen, unser Geld vermehrt in Wertpapieren anzulegen, es also in den allgemeinen Kreislauf des Finanzkapitals einzubringen. Dem sind immer sehr mühsame Diskussionen vorangegangen – wir wollten möglichst hohe Erträge erhalten, aber gleichzeitig möglichst „ethisch“ investieren und kein großes Risiko eingehen. Ein schier unmöglicher Balanceakt, in dem wir sicher nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Allerdings sind wir bis jetzt vor wirklich bösen Überraschungen bewahrt geblieben.